Präimplantations­diagnostik

AMARYLLIS

37. Vortrag am 12.6.1982 in Jockgrim

Frage: Wir haben uns eine Frage ausgedacht, die sich darauf bezieht -man kann ja heute feststellen schon bevor Kinder geboren werden, ob sie normal geboren werden oder nicht. Wenn man jetzt feststellt, daß ein Krüppel zur Welt kommen soll, wie soll man sich dann verhalten? Ist dort eine Abtreibung gerechtfertigt, oder, wenn das Kind sogar geboren wird, wie soll man sich dort verhalten?

Antwort:

Dieses Vorwissen ist eine Information, die höchste Ansprüche stellt an die Reife einer Mutter und eines Vaters. Ein Wesen, das wächst in einem Mutterleib, ist zunächst jedenfalls ein Bestandteil der Mutter und kein selbständiges Wesen - in unsrem Sinne. Ein Menschenkind, das als Knösplein sich entwickelt in einem Mutterleibe, ist ein Kreatürliches einzig im Augenblick des Noch-nicht-geboren-seins, dem eigentlich Planetarischen Zugehöriges. Ein Wesen, das sich loslöst aus dem Mutterleibe, das ausgestoßen wird aus diesem Muttergrunde, ist als Voll-Wesen noch nicht sofort nach dieser Durchtrennung der Nabelschnur beseelt. Dieses eigentliche Individuum dieses, das einen Menschen adelt - diese Seele, wie ihr sagt, oder dieser fluide Zwilling, der verbindet sich, oder er vermählt sich, kann man fast sagen, seinem Körper einige Zeit nach dieser irdischen Geburt, fließ ein in diesen Blutkreislauf. Das ist in unsren Augen die eigentliche Geburt des Menschen.

Ein Körper also - du sagst “verkrüppelt” - der irgendwie abweicht von euren Normen, und der nun beginnt, ein Eigenleben zu führen - dieser Körper also ist ja nur ein Kleid, ein sichtliches Ausdrucksmittel, während die Seele also das Signum des Menschen ist. Eine körperliche Mißgestalt wird trotzdem gewählt von einer Seele -und zwar im vollsten Bewußtsein, könnte man mit euren Worten sagen - im vollsten Bewußtsein dieser Seele!

Wir haben gesagt, auch ein mißgestalteter Körper in euren Augen ist das Ziel einer Seele mit ihrem ganz persönlichen Willen! Eine Seele, die so weit gereift ist, daß sie ersehnt, geboren zu werden, daß sie sich dazu drängt, einströmen zu dürfen in ein neugeborenes Wesen - eine solche Seele hat ein ganz bestimmtes Ziel sich vorgenommen. Ein Ziel ist immer vor der Geburt - immer ein edles Ziel, ein lichtes und schönes, das dieses Wesen sich selbst gestellt hat, und das es auf seinem Erdenwege in die Tat umsetzen möchte. Wir haben heute schon einmal gesagt in diesem Raume, daß ein jedes Wesen, das sich verbunden hat mit seinem Körper, die Erinnerung verliert an sein wirkliches Leben in dieser feinen Welt im Schwebenden, und als Lebensaufgabe eigentlich versuchen sollte, dieses Ziel, das es sich gesetzt hat, wiederzufinden, zu verfolgen mit aller Kraft und Freude.

Eine Seele, die sich entschlossen hat, diesen Weg auf sich zu nehmen, in einem solchen hilflosen, unter Umständen, Körper sich bewähren zu wollen, hat allen Grund, diesen Weg einschlagen zu wollen. Vielleicht ist gerade diese Erfahrung für diese Seele ausschlaggebend für ihre höhere Entwicklung, für ihre Lichterwerdung. Vielleicht muß sie gerade das lernen, dieses schwere Schicksal zu bejahen, zu lieben sogar, eigentlich als die einzige Möglichkeit anzusehen, um zu existieren. Das klingt vielleicht merkwürdig. Aber es ist so. Ein Seelenwesen, das diesen Weg wählt, weiß was es tut. Aber es hat es vergessen.

Ein mißgestaltetes Wesen also, das geboren wird, und das aufgesucht wird von einer Seele, hat eine hohe Aufgabe zu erfüllen, eine hohe Aufgabe. Eine hohe Aufgabe!

Dieses Schicksal also ist doppelter Natur. Wir verstehen ein Schicksal anders als die meisten Menschen es definieren. Dieses Schicksal einer Seele, das sie sich selbst bereitet hat, zu wohnen in einem ungenügenden Körper, wollen wir einmal sagen, aus eurer Sicht gesehen - dieses Schicksal ist in unseren Augen insofern zweitrangig, als das eigentliche Schicksal, wie wir es verstehen, sich darin manifestiert, daß diese schwergeprüfte Seele in Würde und Freude dieses so sehr beschnittene Erdenleben ab-schreitet bis zu seinem Ende, das ihm gesetzt ist - nicht “vorbestimmt” - oder das es ereilt, könnte man vielleicht sagen. Ja... Aber dieses Schicksal eines Kindes ist engst verflochten mit dem Schicksal dieses Eltenpaares, das dieses Kind gezeugt und geboren hat. Auch dieses Elternpaar erfüllt sich das eigentliche Schicksal in der Art, wie es dieses Kind annimmt, liebt, und bejaht - ohne Groll, ohne Vorwürfe an Gott. Sondern einsehen lernt, daß alles, was aus Gottes Hand quillt, heilig ist, auch dieses scheinbar mangelhafte Leben. Diese Prüfung also, die ein so vermindertes Wesen zu bestehen hat, trifft auch diese Eltern. Darin zeigt sich der Adel dieser Seelen, ob sie verstanden haben, Gottes Kinder zu sein, die einzig die Liebe ersehnen und erstreben. Die Liebe. So kann ein solches Kind eine wunderbare Prüfung darstellen für seine Eltern - oder ein Mißerfolg... Je nach dem -

Eine Welt-Menschheit eurer Kulturstufe, eurer geistigen Reife und Möglichkeit, eure geistigen Kräfte zu entfalten, einzusetzen, sollte verstanden haben, daß nicht dieses Verwesliche an euch euer Selbst ist, sondern das Unsterbliche, eigentliche, göttliche Ewigkeitswesen, das ihr doch alle darstellt in Wahrheit. Und wir freuen uns, mit welchem Ernst gerade eure Zeit sich dieser Probleme annimmt und sich bemüht, auch das Leben dieser verminderten Menschenkinder lebenswert und geliebt zu machen. Wie schön! Solche Wesen haben Gott verstanden.

In früheren Zeiten hat man unter Umständen solche Kinder getötet. Aber diese früheren Zeiten hatten noch nicht diese geistige Entwickelung wie ihr, sie waren noch in ihren Regungen mehr den rein natürlichen Reaktionen verhaftet. Deshalb wäre es falsch, aus dem Sicht der damaligen Menschen ihre Handlungsweisen mit einem gewissen geistigen Hochmut als verdammt anzusehen. Diese Menschen hatten weder die Botschaft der Liebe erfahren durch euren Messias, und sie hatten auch gar nicht die äußeren Hilfsmittel, diese Brüder und Schwestern in der Art wie ihr es heute doch könnt, zu fördern und mit ihnen zusammen zu wandern zum Licht. Dieses, was man den Lebenskampf um die nackte Existenz nennt, das war in diesen Zeiten noch eine echte Auseinandersetzung mit der Natur in einer viel elementareren Form als heute, und deshalb waren diese Menschen nicht etwa unmoralisch, sondern ihre Handlungsweise entsprach eben ihrer Kulturstufe. Und eine Weltbevölkerung, die diese Möglichkeit der geistigen Entwickelung wahrgenommen hat und vorantreibt, nimmt auch größere Verpflichtung auf sich, eine größere Überschau und eine größere Pflege auch diesen vielleicht unverständlichen Phänomenen gegenüber.

Dieses Annehmen einer Daseinsform, die vielleicht viel Verzicht verlangt in diesem irdischen Ausleben eures Daseins, kann aber ausgeglichen werden durch einen - durch den Reichtum der Seele, das ist richtig, Ami - durch den Reichtum der Seele, die mit Freuden auf gewisse Dinge des täglichen Gebrauchs oder dieser gewohnten Lebensform verzichtet und als Ausgleich dieses Edelste in sich wachsen läßt - nämlich ein Spiegel zu sein des All-Lichtes, das umso reiner sich erkennen kann, je reiner dieser Spiegel in einer Seele leuchtet, strahlt!

Amen