Amaryllis – ihre Frage

AMARYLLIS

85. Bandaufnahme in Ravensburg, 24.2.1986

Vollkommenheit

Warum ist Vollkommenheit immer etwas unerreichbares? Die Frage, die Amaryllis ständig verfolgt.

Frage: “Warum eigentlich, Vater,  ist eine Wesenheit sich unähnlich geworden? Das habe ich nie verstehen können! Wir sind doch alle deine Kinder, das hat man uns gelehrt. Wie kann man in sich selbst das Vollkommene sehen, was man doch erst werden möchte? Das verstehe ich nicht.”

Wir wollen versuchen, es zu erklären.

Alles was ist, schwingt in der Idee. Es ist so schwierig, in euren Worten das zu extrahieren. Das Leben an sich ist eine Waage, haben wir schon im Vergleich gesagt, ein Zusammenprall zweier gegensätzlicher Pole, die im Bilde gedacht werden können als eine Welle, die eines ist, die sich bedingt. Die einen Kamm besitzt und eine Talwelle, und ihre Pole ständig vertauscht, wie ein Pendel, wie der Klöppel einer Glocke. Dieses Sich-Umschlingen in der Vibration ist ein Akt der Liebe - durchaus vergleichbar der Findung eines menschlichen Paares. Das sich erkennt in seinem Nicht-Sein, um auszudrücken: Ich bin. Dieses “Ich bin” ist gebunden an ein “Ich-bin-nicht”, denn ein jedes Bewußtsein muß sich spiegeln in einem Anderssein, um bewußt zu werden. Dieses Privileg des Eigenbewußtseins eignet auf eurem Planeten einzig dem Menschen, und ist zu verstehen als ein Teilhabendes an einem Über-Bewußtsein, das das ganze Universum durchwebt. Und so ist auch ein Einzelbewußtsein die Spiegelung des Alles und verquickt mit allen Äußerungsformen des Seienden.

Du fragst mit Recht, warum ist das Vollkommene unvollkommen geworden? Das ist nur scheinbar, Amaryllis. Im Konzepte, im Prinzip in der Anlage, in diesem ewigen Keimpunkt ist die Vollkommenheit nie abzutöten! Die Gleichgewichte haben sich verschoben, das ist richtig, die Paarungen sind unharmonisch geworden. Das letzte Warum können wir nicht beantworten. Aber eines ist sicher: Ohne diese Eigenwunde in diesem gedachten Gott-Körper wäre kein Leben - in eurem Sinne. Dieses ewige Verändern? (Ami ringt um die Formulierung) - Sich-Umwandeln ist immer im Gesetze schwingend. Die Frage, die euch immer so bewegt, ist auch für uns nichts als ein Annehmen müssen. Es ist, weil es ist.

Die Vollkommenheit, im Bilde, kann man verstehen als Kugel oder als Kreis, oder diese Schlange, von der wir gesprochen haben, die sich wieder findet in ihren Enden, sich verschlingt in Liebe. Aber wenn ihr euch erinnert an eure Schulzeit oder an euer Wissen, das noch haften geblieben ist, so wißt ihr genau, daß genau die Kugel und der Kreis fußt auf einer Unbekannten, die in den rechnerischen Systemen niemals aufgelöst werden kann. Sie ist ewig. Und dieses ewige Unaufgelöste, das strebt zum Sich-Lösen, ist dieses Stimulans, das das Universum durchflutet und bestehen läßt. In eurem Erfahrungskreise erfahrt ihr das täglich, daß ohne ein oft sehr schmerzhafter Zwang ein Wesen nicht lebt, in unsrem Sinne. Dieses Getriebensein, dieser Sog -  in einen - im Bilde gesprochen - in ein Zentrum getrieben zu werden, ist eine Kraft, die Leistung hervorbringt.

Wir sagten, dieser Zusammenprall in der Gattung ist in dem Moment in sein Ideal zurückgekehrt, da diese gedachte Welle eine Zwei im Einen darstellt, ein vollkommenes Spiegelbild dessen, was du nicht bist - Es ist die Gleichung, die sich auflöst in die Wirkung. Aber um Wirkung zu sagen, ist notwendig irgendein Umtrieb, eine Initialzündung. Und diese Initialzündung ist die Anziehung der Pole in Liebe, und ein Vertauschen der Wesenheiten sozusagen in sich selbst. Ein rundes Bewußtsein zu werden - ein Bewußtsein, das sich erkennt in seinem Mangel, und ewig stürzt in seine Nachtseite, wenn man so sagen möchte, um sich zu erleben im Glück des Engels.

Was wir unter einem Engel verstehen, ist eigentlich die Kugel, die schwebt - im Bilde gesprochen - und zwar in diesem aufgelösten Drei-Sein

Umfang = Mittelpunkt = Radius.

Dieses Zusammenfallen im absoluten Fixpunkt in Gott kann man nur denken, aber nicht nachvollziehen. Aber das ist die “Erlösung”, die so unendlich verfälscht wird in euren Offenbarungen. Die Erlösung in dein Du - wo ist sie in euren Religionen zu finden? In einem “Vater und einem Sohne” ohne das Weibliche! Eine Religion, die die Unlogik in ihrem Katechismus führt, spricht sich selbst das Urteil!