133. Vortrag

AMARYLLIS

133. Bandaufnahme
in Grünkraut am 3. Juli 1994

Anwesend: 7 Personen

Herr M. stellt eine Frage zur Diskussion:

“Die erste Frage ist für die Familie K. und M. praktisch zusammen gemeint. Wir haben uns nicht abgesprochen, aber dann am Telefon festgestellt, daß es fast identische Überlegungen waren. Das möchte ich jetzt gerne vorlesen:

Die christlichen Kirchen lehren unter anderem die Vergebung von Schuld durch den Gnadenerweis eines göttlichen Wesens. Aber auch die jenseitigen Höllenstrafen durch GOTT werden als Drohmittel gegen uns Menschen gebraucht. Der Buddhismus dagegen stellt die Eigenverantwortlichkeit des Menschen für sein Tun in den Vordergrund, d.h. Abtragung der Schuld im dieseitigen Leben durch uns selbst. Keine Fremderlösung. Und jetzt bitten wir um Stellungnahme aus dem Kreis der Schutzgeister zu diesem Thema.”

Antwort: Ich bin Puntila und möchte ein kleines Wort vorausschicken an unsere Ami. Denn die Zusammenstellung unserer Freunde ist eine ganz neue, und unser Medium ist immer etwas - ich will nicht sagen “voller Vorbehalte”, auch nicht Angst - aber es ist eine gewisse Anlaufzeit notwendig, bis sich das etwas verkrampfte Nervensystem entspannt, löst, entflicht. Wir möchten uns noch entschuldigen, daß, wenn neue Gäste anwesend sind, eventuell gewisse Wiederholungen hier auftreten könnten. Aber das ist unvermeidbar bei Menschenkindern und Freunden, bei Liebenden nehmen wir an, auch Skeptischen, die dieses Medium noch nicht sprechen gehört haben und unter Umständen noch nie eine solche Dokumentation erlebt haben. Wir haben gehört, daß unsere Freunde sich über ein Thema unterhalten haben, das, fast möchte ich sagen, schon Kirchenstreite hervorgerufen hat. Und wir werden uns bemühen, von unserer Warte aus dieses Problem zu beleuchten.

Unser Freund hat ungefähr formuliert: In den Kirchen wird gelehrt, daß durch diese Erlösungstat eures Messias sozusagen eine Ersatz-Erlösung stattgefunden hat für ein jedes - zum mindesten für ein christliches Wesen, oder ein gläubiges. Das möglicherweise in der Meinung gewisser Mentalitäten die Idee aufkeimen läßt, daß die eigene Bemühung zweitrangig sei, und die Erlösung, oder auch die Verdammung in die Kompetenz gestellt sei einer übergeordneten Kraftquelle, eines “Richters”, wie wir schon gehört haben, vom “Jüngsten Gericht”, haben wir schon gehört. Das sind Themen, die wir sehr gerne beantworten. Und wir möchten euch sehr bitten, wenn ihr ermüdet seid oder eine Pause wünscht, uns das wissen zu lassen. Denn wir haben die Erfahrung gemacht, daß solche Fragen Verästelungen in sich tragen oder Ausläufer treiben in andere Ackerfurchen oder in andere Felder, die es wert sind, ausgearbeitet zu werden. Und wir versprechen euch, im Endeffekt immer wieder zurückzukommen auf das Motiv, auf die nackte Frage, und diese vermeintlichen Umwege sind nichts anderes als ein Einengen dieses Themas, und auch darüber hinaus (Ami ringt um die Formulierung) ist es auch ein Stimulans für unsere Zuhörer oder unsere Freunde, auf diesem Fundament aufzubauen und eventuell neue Themen aufzurollen oder zu beackern. Das muß nicht heute sein, oder auf dieser Kassette, wie ihr sagt. Aber zu einem anderen Zeitpunkt.

Denn wir gestehen offen, daß wir uns darüber freuen, gerufen zu werden. Und Amaryllis freut sich auch. Das wissen wir. Diese ganze Erschöpfung, unter der sie leidet, hat mit dieser Arbeit nichts zu tun. Im Gegenteil! Die geistige Betätigung lenkt sie ab von diesen praktischen Beschwernissen.

Nun - ich möchte darüber Aufschluß geben, daß wir aus unserem Kreise ein Wesen nennen werden, das zum mindesten anfänglich dieses Thema versucht aufzuspulen. Und Amaryllis ist selbst gespannt - - Nun? “Ich weiß nicht; ich kann es nicht verstehen” (sagt Ami) - -

Ich bin Sirius. Genau! Sirius ist mein Name. Dieser Begriff der Namen, das möchte ich noch kurz erläutern. Selbstverständlich in unseren Sphären gibt es - in eurem Sinne gesprochen - gibt keine Namen. Aber in der Korrespondenz mit der irdischen Welt haben wir uns angewöhnt, uns an die Sitten und Gebräuche unter den Menschen anzugleichen; und wir glauben, und wir haben damit auch gute Erfahrungen gemacht, daß das Sich-Ausweisen mit einem Namen eine gewisse Vertrauensbasis schaffen könnte, oder schafft, zwischen euch und zwischen uns. Und wir möchten euch sogar ausdrücklich bitten, soweit ihr darüber informiert seid, uns mit Namen zu rufen oder anzusprechen. Also “Puntila” haben wir genannt, wir haben noch Brahma zu nennen, oder Aradura, oder Sideon. Das sind Namen, die euch vielleicht im Moment verwirren. Aber wenn ihr auch unsere Texte lest, werdet ihr vielleicht aus der Art, wie wir ein Thema behandeln, Rückschlüsse ziehen können auf unsere Schwerpunkte, in denen wir uns bewegen.

Sirius ist ein außerordentlich anspruchsvolles Wesen, hat schon lange nicht mehr gesprochen. Und wir glauben, daß dieses Wesen - also ich, möchte ich jetzt einmal sagen, ich als Sirius zum mindesten einmal einsteigen werde aus einer gewissen Kompetenz heraus.

Diese Übermittelungen eurer Heiligen Schriften sind - das müßt ihr euch immer wieder vor Augen halten - sind Niederschriften oder Übermittelungen, die durch die Übersetzung, möchte ich fast sagen, von Menschen - Menschen! - gegangen sind. Und ein jedes Sprechen, ein jedes Übersetzen, ein jedes Nennen, ein jedes Herauskristallisieren eines geistigen Inhaltes durch ein Wort ist zugleich die Meinung auch oder das Umspielen des Begriffes durch eine Individualität, die sogar unter Umständen im besten Willen und Wissen trotzdem immer einfließen läßt ein persönliches - eine Nuance, eine Meinung, ein Beleuchten einer Dunkelstelle vielleicht, und ein Verschweigen einer sehr wichtigen Hell-Stelle. Und so ist ein jedes Übermitteln durch Zweite, Dritte oder Vierte im Grund eine Verfälschung. So wie ein jedes Wort, wenn ihr es genau bedenkt, eine Vergewaltigung eines Sinnes darstellt. Und außerdem ein Wagnis darstellt, das haben wir schon oft ausgedrückt. Denn ein Wort, das dieses Medium zum Beispiel spricht, kann von euch mißverstanden werden. Und ein jedes Mitglied in diesem Kreise wird vielleicht nach seiner eigenen Mentalität, oder seinem Wissensstand, oder seiner eigenen Hemmung, oder seiner Zuneigung aus demselben Worte einen anderen Sinn herausfiltern, eine andere Färbung erfühlen können. So ist also die Übertragung im Wort, in einer Schrift, in einem Evangelium, nicht authentisch mit dem, was - oder braucht es nicht zu sein - mit den geistigen Inhalten, die dieser Messias euch hat übermitteln wollen.

Wir haben gehört, daß die Bibelübersetzungen auch in den verschiedenen Zeiten sich anderer Worte bedient haben, auch mißverständliche Formulierungen aufgewiesen haben, das haben sogar die Kirchenvertreter selbst zugegeben. Und wir haben gehört, daß es eine originale Niederschrift überhaupt nicht gibt von diesem wunderbaren Wesen, das immerhin durch seine Ausstrahlung fähig gewesen ist, oder auch noch ist, eine geistige Welt blühen zu lassen. Und darüber hinaus die Menschen aufmerksam zu machen, daß, wenn die Zeit reif ist - “nach unbekannten Regeln” ist zu überspitzt ausgedrückt - aber “Reifepunkten” vielleicht - Persönlichkeiten aufsprießen, oder aufschießen eigentlich, aus der Masse, die ganz neue Lichtwege, oder ganz neue Denkformen aufrufen, die in diesem Moment strengsten Widerspruch herausfordern. Denn eine jede Religion, die auf ein gewisses Alter zurückblickt, erstarrt - nicht in sich selbst. Sondern die Übertragungsformen durch Priesterschaften zum Beispiel, durch Schriften, durch Heilige Schriften, büßen etwas ein von diesem Schmelz der Ursprünglichkeit?- von diesem Feuer der Inbrunst, die im Original ein Wesen sogar den Tod finden läßt im vollen Bewußtsein, um seinem Worte Nachdruck zu verleihen. So ist es - -

Also das, was ihr übermittelt bekommt in euren Heiligen Schriften, muß nicht konform gehen mit dem, was dieses begnadete Wesen ist euch hat übermitteln wollen. Denn die Politik ist nicht beschränkt auf eure Parteivorsitzenden oder auf eure regierenden Volksvertreter. Die Politik schwingt auch in den kirchlichen Bezirken mit - absolut, und ist sogar imstande, Fälschungen zu gestatten, oder Unwahrheiten zu vertreten, und zwar im Bewußtsein. Ein Wesen, das eine falsche Auskunft gibt in der Unwissenheit, in der Dummheit auch, oder in der Naivität, ist freigesprochen von Schuld. Aber daß ein Wesen, das im Bewußtsein seiner Überlegenheit und in der Freude des Beherrschenden Fälschungen ausspricht, schriftlich niederlegt, sogar unter Umständen zu beschwören versucht, ist eine Erfahrungstatsache. Das ist nicht neu, das ist nicht alt, sondern es ist sogar fast eine unabdingbare Folge von Führungswillen, möchte ich einmal sagen. Denn auch ein Religionsführer ist ein K..- nicht “Cäsar”; Amaryllis - ist ein Herrscher-

So wie ihr auch von eurem Gottsohn als von einem Herrscher des Himmels und der Welt sprecht. Aber nicht jedes Wesen hat die Qualität eines Messias. Und nicht ein jedes ...

Ami sagt: “ Merkwürdig - das habe ich ganz vergessen. Das war einmal ganz anders. Ich erinnere mich genau. Das war an einem merkwürdigen farbigen Sonnenuntergang... Das war an einem Strand. Da habe ich etwas gesehen. Es war wie ein Spiegel. Und in dem Spiegel ist etwas erschienen. Eine Wolke. Sie sah aus wie eine Physiognomie. Ich dachte damals, es ist eine Spiegelung eines geistigen Wesens. Das dachte ich mit Sicherheit. Ich habe aber festgestellt, es hat etwas ganz anderes zum Hintergrund gehabt. Es war eine Art Tornado, wenn man so möchte, der dieses Meer wie einen Trichter aufgewühlt hat. Nicht aufgewühlt. Wie ein Trichter hat es ausgesehen. Da habe ich hineingeschaut. Und da habe ich mich gesehen. Das war sehr merkwürdig. Ich habe das damals niemanden erzählt. Aber ich dachte, ich hätte mich gesehen, wie ich sein möchte - oder sollte. Und das hat mich sehr berührt...

Vater und Mutter, warum muß ich eigentlich hier sprechen auf dieser Welt? Ich möchte so gern nach Hause kommen...”

Amaryllis - wir haben jetzt eine Schulstunde, und keine Selbstbespiegelung... “Aber ich kann die Worte nicht finden (Ami). Ihr habt gesagt, es gibt Wesen, die neue Gesichtspunkte aufstellen oder aufzeigen, und die fast zwangsläufig in Widerspruch geraten zu den herrschenden Meinungen, und zu den herrschenden Richtlinien, die die Priesterschaften den Menschen geben. Ich kann das nicht verstehen, Vater und Mutter. Denn - auch ein Priester ist doch ein Mensch, dachte ich bis jetzt immer. Wie kann ein menschliches Wesen von sich behaupten, daß es erleuchtet ist?”

Aber Amaryllis, über dieses Problem haben wir uns doch erst vor einiger Zeit unterhalten. Selbstverständlich kann ein Menschenwesen das Gefühl haben, einen Lichtstrahl empfangen zu haben aus einer unbekannten Quelle. Und du hast damals in diesem Lexikon aufgeschlagen die Formulierung der “Offenbarung”, über die du dich so phantastisch erregt hast. Und in dein Buch hineingeschrieben hast wutentbrannt. Ich erinnere mich genau. Und über diese Formulierung der Offenbarung sind sich nicht einmal die Kirchen ganz einig, wie sie das festmachen können an der Begriffswelt der Menschen. Aber eines haben wir uns sehr wohl gemerkt: Daß es gewisse kirchliche Strömungen gibt, die der Meinung sind, jawohl es gibt Offenbarungen persönlicher Art, Erleuchtungen persönlicher Art. Aber sie sind einzig verbindlich möglicherweise für dieses Wesen selbst, das diese Erleuchtung erhalten hat, aber nicht verbindlich für die Allgemeinheit, und nicht richtungsgebend für die absolute Wahrheitsaufstellung, die die Priesterschaften festlegen in Wort und Bild und Text.

Und du hast damals sehr entrüstet geantwortet: “Aber wenn das so ist, dann ist auch die “Offenbarung”, die dieser Messias gegeben hat, seine eigene Erleuchtung gewesen, und muß nicht für mich verbindlich sein, oder eine Lehre darstellen. “Ich erinnere mich genau an die Formulierung “eine Lehre geben” (Das Buch, in das ich wutentbrannt hineingeschrieben habe, war “die Macht” von Romano Guardini, den ich bis dato durchaus geschätzt hatte. Aber wenn er zu predigen anfängt, ist er unerträglich! Für mich.)

Eine “Lehre” in den religiösen Bezirken gibt es im Grunde nicht. Es gibt nur ein Anheimstellen von gewissen Verbindlichkeiten, die die Menschen untereinander pflegen, um zu versuchen, auch gemeinsam das Göttliche zu verehren, sich aufgebaut zu fühlen durch ein gemeinsames Lied zum Beispiel, durch ein Gebet, einen Gottesdienst, durch das Betrachten eines schönen Bildes. Aber in der letzten Konsequenz ist ein jedes Wesen als Individuum nicht verpflichtet, die Lehre eines anderen anzunehmen. Sondern berechtigt, seine eigenen Gedanken zu hegen, zu leben und auch auszusprechen im übrigen. Ohne den Anspruch zu erheben natürlich, eine “Lehre” auszusprechen.

Du fragst, lieber Freund: Man hat uns gesagt, es gibt eine richterliche Kompetenz, die löst und bindet, die verdammt und heiligt, und zwar für immer und ewig. Die die Böcke von den Schafen scheidet, haben wir schon gehört, und das hat uns etwas gewundert, daß ausgerechnet die Böcke als die Bösen dargestellt wurden. Da doch in diesen Formulierungen auch in eurer Bibel zumeist nur von den männlichen Propheten, von den Priestern gesprochen wird. Während die Frauen nur unter ferner liefen genannt werden. Wir beobachten, daß zur Zeit versucht wird, die zurückgedrängte Weiblichkeit etwas aufzuwerten. Aber wir sind nicht überzeugt, ob die Hintergründe wirklich ehrlich sind, und der nicht auch der Politik entsprechen oder entspringen. Denn es wäre sonderbar, wenn die höchsten Stellen eurer religiösen Politiker plötzlich widerrufen würden, was sie seit Jahrhunderten als Richtlinien aufgestellt haben. Darunter würde die Glaubwürdigkeit vielleicht doch leiden bei etwas primitiveren Menschen, die vielleicht blindlings sich geflüchtet haben in das Wissen oder in das Besserwissen, Überwissen der Priester zum Beispiel. Sie haben ja studiert, sie haben Theologie gepflegt - - -

Nun - die Böcke und die Schafe. Das sind natürlich Bilder. Die Frage ist die: Selbstverständlich ist ein Menschenkind immer aufgerufen, sich selbst zu bemühen! Das steht nicht im Widerspruch dazu, daß die letzte Entscheidung könnte in die Kompetenz eines übergeordneten Priesterwesens oder Gottwesens gestellt sein. Aber die Er-Lösung - wollen wir einmal dieses Wort aufgreifen, ist nichts anderes als ein Du-Selbst-Werden im Entwurf, in der Idee. Du selbst zu werden im göttlichen Ideal, das dir doch zugrunde liegt. Und hier kannst du nur Hilfen erfahren, Beihilfen. Aber das Tun, das sich Ent-Wickeln, das Sich-Reinigen, liegt in deiner eigenen Kompetenz. Das kann dir niemand abnehmen - kein Weihwasser abwaschen, kein Abendmahl dir auf die Dauer abnehmen, sondern ein jeder Moment deines Lebens heißt “Entscheidung”. Ein jedes Atemholen ist ein Anruf an dich, dich auf eine bestimmte Richtung einzupendeln, einzuschwören. Und es gibt kein Ende und keine ewige Verdammnis und keine ewige Erlösung. Sondern es gibt nur ein Vibrieren in einer Schwingung, die du selbst bist in der allgemeinen Vernetzung der Energie an sich. Nichts anderes.

Diese Worte können wir nur an Menschen richten, die eine gewisse Art des Denkens schon gelernt haben. Die eine gewisse Intelligenz besitzen und vielleicht auch das, was ihr “Bildung” nennt - ungefähr wollen wir es so umschreiben. Aber wir haben eigentlich mit Trauer festgestellt, daß gerade in den sogenannten gebildeten Kreisen immer mehr eine Richtung um sich greift - eine “Richtung um sich greift” ist nicht schön, Ami - immer mehr die Tendenz aufbricht, sich an solchen einzelnen Formulierungen aufzureiben, die gerade aus eurer Heiligen Schrift stammen, und die an dem Kern dieser Aussage doch vorbeigehen. In unseren Augen ist allein wichtig diese Sendung, oder dieses Aussprechen, dieses Leben auch, das euer Messias euch doch vorgelebt hat und mitgegeben hat. Wir können eigentlich nicht verstehen, warum nach so langer Zeit die Menschen sich um solche Äußerlichkeiten wie Übersetzungen streiten können. Denn die Grundregel - die stammt übrigens nicht von eurem Messias - die ist - ist doch das Band der Liebe, das alles Seiende umschlingt im weitesten Begriff des Wortes verstanden.

Diese Schwingung eines Seienden, das eines anderen Seienden bedürftig ist, um sich als ein bewußtes Wesen zu erfahren: Das ist die Crux eines menschlichen Wesens: das Denken. Avenarius hat es unlängst ausgesprochen mit einer etwas sonderbaren Formulierung. Er hat gesagt: “Die Sklaverei des Denkens, oder Denkenmüssens, ist die einzige Freiheit des menschlichen Individuums”. Und so ist es auch. Denn ein Menschenkind in dieser inkarnierten Form ist ausgeliefert allen Schwingungen auf diesem Planeten. Allen Schwingungen der Steine, wie ihr gesprochen habt, der Pflanzen, der Flaschen in eurem Garten, der Schnecken, die die Keime fressen... Es ist alles ein Bedingtsein, ein Re-Agieren, ein Antworten auf eine Frage, ein Wiedergeben einer Gabe. Und wir haben den Eindruck, daß ihr so - auch in euren Fragen

Kassettenwechsel

Ich versuchte zu sagen - ich persönlich als Sirius, habe den Eindruck, daß in diesem Kreis der Harmonie, als den ich euch doch empfinde als unsere Freunde, die Fragen gar nicht eure eigenen sind. Sondern sie sind euch aufoktroyiert worden durch Schrift und durch auch gesprochenes Wort. Allein die Unsicherheit, von der ihr recht, bezeugt doch, daß ihr denkende Wesen seid, und daß hier irgendwo ein Bruch in der Logik stattfinden muß. Man kann nicht von der Ewigkeit sprechen und zugleich von ihrem Ende und zugleich von ihrem Anfang. Die Ewigkeit ist ein - etwas, das die Menschen zwar sprechen, aber sich nicht vorstellen können. Es ist ein ewiger Atemzug des Universums, ohne Ende und ohne Anfang, und für ein Menschenkind mit dem Intellekt gar nicht zu fixieren. Aber zu fühlen, oder zu erahnen, abzutasten - durchaus.

Allein eure Zweifel sprechen doch aus: Wir sind denkende Wesen. Ist das, was wir übermittelt bekommen aus diesen Heiligen Büchern, für uns wirklich richtungweisend - nicht nur weisend, sondern verurteilend eigentlich? Das ist es nicht. Denn auch diese Bücher - wir haben übrigens, ich muß mich unterbrechen, mit einiger Erheiterung festgestellt, was für eine Panik in gewissen Kreisen ausgebrochen ist durch diese Funde an diesem Meer, durch diese Rollen, die hier gefunden worden sind. (Die Qumram-Rollen am Toten Meer sind gemeint). Warum regt ihr euch darüber auf? Nicht ihr, aber gewisse geistliche Kreise, daß eventuell etwas mit den Daten oder mit den Jahreszahlen hier korrigiert werden müßte. Diese gebildeten Theologen wissen doch ganz genau, daß eure ganze Zeitrechnung auf einer Fehlannahme besteht, oder einer Fixierung besteht, die einzig in der Kompetenz der Menschen gelegen hat. Und deshalb hat es uns etwas erheitert, diese Aufregung, daß vielleicht eine Korrektur hier angebracht werden müßte. Das ist doch ein Festhalten an Äußerlichkeiten. Das ist eigentlich kindisch in meinen Augen, oder in unseren Augen. Der innere Gehalt einer Aussage, einer “Lehre”, wollen wir einmal mit euren Worten sagen, fußt doch nicht auf einer Jahreszahl! Oder auf einer falschen Übersetzung! Sobald diese unwegsamen Dinge eingezwängt werden in das Wort, ist es bereits Meinung geworden, Ansicht dessen, der es ausspricht. Man kann zum Beispiel für eine einzige Schwingung drei Dutzend Formulierungen nennen, die entweder in das Zentrum treffen oder haarscharf daneben. Und im Grunde ist ein Wort das unergiebigste Mitteilungsmittel - allerdings unabdingbar im Verkehr der Menschen untereinander. Aber das Tun, das Tun und Sein, das ist doch das Ausschlaggebende! Nämlich du bist dein eigenes Wort. So wie wir erfahren haben, daß auch die Formulierung in euren Heiligen Schrift spricht “das Wort”- das Wort Gottes. Er hat dieses Wort ausgesprochen. Dieses Wort. Und mit dem Aussprechen ist es schon nicht mehr sich selbst. Es ist ummantelt, eingesponnen in die Genialität auch, oder auch in die Politik dessen, der es spricht, und außerdem noch zugeschnitten auf die Aufnahmefähigkeit dessen, der es hören soll. So ist eine Aussage über dasselbe Objekt, denselben Gegenstand, je nachdem welche Mentalität dir anvertraut ist, die das Wort hören soll, wieder ganz unterschiedlich. Es wäre sinnlos, in den höchsten Wortkonstruktionen und in den blutleersten Intellektualitäten ein naives Menschenkind zu verunsichern oder auch in Staunen zu versetzen, und ihm zu versuchen jedenfalls Dinge unterzujubeln, die das sprechende Wesen selbst nicht versteht, aber dann irgendwie durch ein wunderbares Fremdwort ummantelt und verklärt. Ihm einen Heiligenschein aufsetzt. Ja - so ist es.

Sünde - wissen wir nicht, was das ist. Denn auch Sünde ist Ansichtssache. Es gibt da einen ganzen Katalog, haben wir gehört. Wir kennen ihn nicht. Aber eines dürfen wir dir, oder diesem anderen Freund und dir, ganz verbindlich übermitteln: Du selbst bist es - nicht, der dich erlöst, aber der, oder dasjenige Wesen, das allein die Verantwortung trägt für sich selbst. Ganz gleich auf welcher Lehre sein Werdegang fußt. Ob es diese christlichen Wege abpflügt, oder in der Esoterik sich betätigt, oder einen buddhistischen Gedankengang ausspinnt - immer bist du es selbst, der tun muß, und der ist. Und das kann dir niemand abnehmen - auch ein Messias nicht. Es ist - so wie wir es sehen, und dazu stehen wir auch - es ist nicht richtig, daß ein Fremdwesen, auch nicht das beste und heiligste, deine Schuld trägt, deine Sünde trägt, und deine Bande löst. Es kann dir helfen, es kann dich leiten, ge-leiten. Ein jeder Freund kann dir helfend zur Seite stehen. Aber du allein bist es, der eines Momentes sagen kann: Ich glaube. Ich glaube, ich habe mich gefunden, soweit es einem Menschenkind überhaupt erfahrbar ist, ich habe mich gefunden in der Aufgabe, die ich jetzt übernommen habe. Ich habe mich gefunden in diesem Freundeskreis, der Ansprüche an mich stellt. Ich habe mich auch gefunden in den ganzen Verzichten, die mir auferlegt sind. Und ich habe mich einmal gespiegelt in einem Wirbel, in einem Taifun, in einem Vulkan habe ich mich gesehen als ICH. Ich habe mich nicht gesehen, ich habe mich gefühlt, ich habe gewußt. Mehr kann ich gar nicht erreichen, glaube ich. Aber ich darf mich doch fallen lassen in diesen Vulkan. Ich darf mich fallen lassen in diesen Taifun, in dessen In-Punkt die Stille ruht und schläft, und wacht, und liebt und lebt. Es ist so.

Es tut uns oft leid, daß die Menschen in ihrer ganzen Inbrunst so verunsichert werden. Deine Frage sagt uns doch, ich versuche, Gott in mir zu suchen. Was willst du denn noch mehr? Das Suchen allein, der Weg ist schon fast das Ziel. Und auch ein Umweg ist ein guter Weg, wenn er als Umweg erkannt wird. Aber alles, was man zu erkennen glaubt, ist Ansichtssache, ist Meinung, und das soll euch gar nicht erschüttern. Denn ein Mensch in seiner Verschattung soll vielleicht weniger denken, als einen freudevollen Weg gehen, sich das schönste, reinste Ziel der Liebe vornehmen und im übrigen Gott Gott sein lassen, um mit euren Worten zu reden, und IHM und IHR überlassen, diesem göttlichen gedachten oder formulierten Urgrund oder Ur-Sein zu überlassen, in deinem eigenen Sinne weiterzugehen - “in meinem eigenen Sinne?” (fragt Ami befremdet) - jesche (ja) - in deinem eigenen Sinne weiterzugehen. Denn in einem anderen Sinn kannst du gar nicht gehen. Und diesen Sinn, den mußt du ausrichten an den primitivsten Regeln der Menschen untereinander, die sie laufend verletzen: Nämlich die Rücksichtnahme auf ein Geschwister, die Liebe, die Hinneigung zu allem, was deine Aufopferung braucht, und ein Nein-Sagen zu allem, von dem du zum mindesten glaubst oder annimmst, es ist für mich nicht gut, und es ist auch im Absoluten gesehen - soweit es ein Mensch glaubt erkennen zu können - es ist falsch, es ist schlecht.

Diese Fragen sind im Grunde so - die Fragen nicht, aber die Beantwortung ist so einfach: Wenn ihr euch freimachen könntet von der Bevormundung der gelesenen Worte und dessen, was ihr auch gepredigt bekommt... Ihr seid mündige Menschen, und ihr seid intelligent, das wissen wir und seid selbst denkend. Wir wollen euch auffordern und bestärken, nicht in eingefahrenen Worten zu denken, sondern ganz andere Frequenzen in euch aufzurufen, Schwingungen, ganz andere Aufnahmeorgane zu stilisieren, zu verfeinen und zu sublimieren. Nämlich hinzuhorchen auf dich selbst und alles zu spiegeln, das du akzeptieren kannst und selbst das, was dir schwerfällt. Und dich zu vergattern in diesem Mückengitter, das wir gesehen haben gegen Dinge, die du nicht hereinlassen möchtest, die dich stechen könnten, die dich stacheln könnten im Unguten.

Mein lieber Freund, wir möchten dich bitten oder auffordern, uns zu berichtigen, “berichtigen” ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, aber noch eine Nachfrage zu stellen, die vielleicht deine und die Frage deines Freundes vertiefen oder klären könnte. Wenn du es möchtest, oder wenn du das Bedürfnis hast.

Ich bin also Sirius gewesen. Und ich für meinen Part möchte diese Antwort schließen. Aber wir haben ein Gremium von vielen ausgebildeten Freunden, die jederzeit bereit wären, aus ihrer Warte vielleicht eine andere Beleuchtung einzuschalten, einen anderen Wind wehen zu lassen, einen anderen Duft auszuströmen. Ja so ist es.
Amen

Ami meint: “Er sagt aber gar nichts, Vater-Mutter...”

Manchmal, Amaryllis, ist es so, daß man erst noch nachdenken muß, wenn man etwas spricht. Das möchten wir gerade auch dir - manchmal anheimstellen: Daß die Zunge manchmal schneller spricht als der gute Gedanke, der vielleicht etwas anderes sagen sollte. Wir respektieren das. Und - ich weiß nicht. Hier ist zum Beispiel Dai - Ata Bar Yehudi. Er hätte gern noch eine Randbemerkung gemacht. Aber wir sind ja Wesen ohne Zeit, und wir wissen nicht, ob die Kassette noch etwas von sich geben möchte. Ata Bar Yehudi möchte nur noch etwas anfügen.

Ja. Ich bin Dai. Ich möchte anfügen: Liebe Freunde, und ihr lieben Menschenkinder! Die ganze Problematik ist überhaupt keine. Ein Menschenwesen ist gehalten, dieses Leben nach bestem Wissen und Gewissen zu leben, zu führen, auf sich zu nehmen, und nicht darüber nachzudenken, in welche Kategorie es eingeordnet werden -

Kassettenwechsel

(Anfang beschnitten)

....dem ihr tatsächlich verpflichtet seid. Und mehr braucht ihr gar nicht zu wissen, und zu tun. Und deshalb möchte ich - ich weiß nicht, “auf den Heimweg”, das weiß ich nicht, aber jedenfalls zu Ende dieser Kassette möchte ich euch noch eine kleine Aufmunterung geben: Denkt daran, daß das Leben nichts anderes ist als eine (Ami ist ratlos und findet die Formulierung nicht) - nichts anderes ist als ein JA zu dir selbst und ein Nein zu dir selbst und ein Empfinden einer göttlichen Gnade, dies denken zu dürfen. Aber eines ist noch wichtiger: Nicht zu denken, sondern etwas darzustellen. Daß ein Freundeswesen sagen kann:” Du hast eine wunderbare Ausstrahlung! Ich fühle mich wohl in deiner Aura!” Was kann es für ein Menschenwesen Schöneres geben, als geliebt zu werden!? Und wir lieben euch auch -

Und jetzt wird Amaryllis die Augen öffnen -

“Ich will aber gar nicht”, sagt Ami. Bitte! “Ja, Vater-Mutter. Ich habe doch noch gar nichts gesagt!” Du hast gesprochen, Amaryllis, das hast du nur nicht bemerkt. “Das war so kurz...” Nun wach auf, deine Freunde sind vielleicht müde -
Ami sagt: “Sie sind alle so schön! Ach - immer aufwachen....” Amaryllis wacht auf.

Fortsetzung:

Frau H. stellt ihre Frage:

“Wie ich aus Seth und der “Quelle” weiß, gibt es sieben Arche-Familien oder Seelenfamilien. Könnten Sie mir, oder könntet ihr mir sagen, zu welchem Archetyp ich gehöre. Und wenn möglich, welche Urangst ich mir ausgesucht habe für dieses Leben? Und in welcher Beziehung meine Familie zu meinem Archetyp steht und zu meiner Urangst? Gibt es da Vernetzungen? Gibt es da - sind sie im gleichen Archetyp von Familie? Wie sieht das aus? Könntet ihr mir dabei helfen, zu finden, damit ich besser mit ihnen umgehen kann?”

Ja. Im übrigen freuen wir uns sehr, daß ihr noch die Geduld aufbringt, mit uns in Kontakt zu treten. Und dieses Medium ist wirklich nicht müde. Dieses kleine Mißverständnis mit dem Geräusch ist entschuldbar. Wir haben einen neuen Lehrer - oder Lehrer ist vielleicht ein etwas verunglückter Begriff - einen Freund wollen wir einmal ganz neutral sagen, gebeten über dieses Thema zu sprechen. Über dieses Thema haben wir noch nie gesprochen, auch Amaryllis hat sich mit diesen - Problemen kann man nicht sagen - aber Fragestellungen noch nie befaßt. Also - Nun - Amaryllis? “Ich weiß nicht, Vater-Mutter. Dai?” Nein, nicht Dai.

Ich bin Sideon. Ja - das ist richtig, Sideon. Unsere Freundin hat aus der Literatur gewisse Leitlinien herausgefiltert, von denen sie - ich nehme doch an - zum mindesten steht sie diesen Motiven nahe, und überlegt sich... Vielleicht überlegt sie sich nicht einmal, ob das überhaupt richtig ist, diese Aussagen. Die Zahl 7 ist auch oft in Amaryllis' Gedichten oder Durchsagen aufgetaucht. Sie ist eine uralte sogenannte “heilige Zahl”. Es gibt aber genau so viel andere heilige Zahlen, die die Sieben überhaupt nicht berühren.

In unsrer Welt, das haben wir schon oft betont, gibt es die Zahlen überhaupt nicht. Es gibt nur ein Vibrieren im eigenen Lebensfeld, wenn man so sagen möchte. Ein Wesen fragt: was habe ich mir herausgesucht vor meiner Geburt? Und was ist das für eine Urangst, die ich in diesem Leben wohl zu besiegen habe? Eines ist richtig, liebes Kind: Eine jede Seele, die sich gebären läßt, hat sich ein Ziel gesetzt in diesem Leben. Es ist ganz unterschiedlich zu benennen. Entweder ist eine Seele - hat sie sich gefühlt als Rundes, oder als Vollkommenes gewisse Seiten noch an sich ausbilden zu müssen... Wir haben hier gewisse Schwierigkeiten. Entschuldigt, daß ich mich jetzt selbst unterbreche. Das sind allerdings Systeme, auch aus gewissen religiösen Bezirken - die wir übernommen haben. Selbstverständlich ist ein jedes Seiende im Grunde vollkommen in sich. Die Definition eines Menschen, die den Begriff der Unvollkommenheit übernommen hat, oder an sich züchtet, ist nur vom Aspekt eines Menschenkindes aus griffig. In unsrer Welt sind die Definitionen anders gelagert. Das heißt, wir brauchen eigentlich gar keine Definitionen. Aber wir müssen uns angleichen an die Mentalität und an die geistige Fassungskraft eines Menschenkindes. Und so haben wir uns die Freiheit genommen, auch diesen Begriff des Unvollkommenen oder des Verschatteten, wollen wir einmal besser sagen, aufzugreifen, um uns verständlich zu machen mit euch.

Also eine Seele, die sich entschlossen hat, sich gebären zu lassen, die einziehen möchte in ein neugeborenes Wesen, hat sich immer ein Ziel vorgenommen. Zum Beispiel diese Verschattungen, um mit euren Gedanken einmal zu spielen, aufzuhellen, zu lernen, und sich selbst kennenzulernen im Inkern der Planung und der Idee. Es gibt aber auch Wesen, die aus anderen Gründen den Wunsch haben, zu einer gewissen Zeit und in einer gewissen Volkskörperschaft, in einer gewissen Familie aufzuwachsen, nämlich um auch im Umkreis des eigenen Wirkungsfeldes zu tun und zu leuchten oder zu wirken, wollen wir einmal sagen. Wir vermeiden den Begriff des Botschafters oder gar eines Boten... das klingt etwas überheblich. Wir fürchten uns immer, oder Amaryllis eigentlich fürchtet sich, hier eine Sonderstellung zugesprochen zu bekommen, die sie gar nicht einnimmt. Es kommt nur etwas bei ihr zum Ausdruck, das in einem jeden Menschenwesen zum mindesten latent schlummert und gelagert ist. Nämlich die Fähigkeit, zu kommunizieren mit der geistigen Welt.

Und es ist selbstverständlich eigentlich eine logische Folgerung, daß ein Individuum in der inkarnierten Form sich bemüht, im Unbewußten, mit gleichgeschalteten Wesen in der jenseitigen Welt, der entkörperten, in Kontakt zu kommen. (Oder “in der jenseitigen Welt der Entkörperten...”).

Wir müssen jetzt wieder einen Umschweif anfügen: Es gibt natürlich Medien, die auch angesprungen werden durch unwillkommene Geistwesen, durch primitive. Das haben wir oft miterlebt in einem anderen Kreise. Aber dieses Medium ist, durch große Leiden, das müssen wir hinzusetzen, durch große Selbstdisziplin zu dieser Sphäre vorgestoßen, um einmal dieses von uns nicht sehr ästimierte Wort “Sphäre” zu benützen, zu der dieses Menschenkind selbst sich hingezogen fühlt und auch gehört.

Sideon zum Beispiel ist ihr wie ein Zwilling, auch wenn sie das selbst nicht weiß, oder mich sogar manchmal als unbequem empfindet oder als fordernd. Sonst könnte sie mich nicht sprechen. Das ist eine ganz logische Folge.

Also solche Wesen gibt es auch, die sich drängen aus eigentlich altruistischen Gründen, geboren zu werden, um irgendwie ein Sinnbild darzustellen, ein Schaubild besser gesagt, daß es überhaupt möglich ist, daß die Möglichkeit gegeben ist, zu kommunizieren mit einer geistigen Welle, die in dem Fall hörbar geworden ist durch dieses Medium. Aber für ein außenstehendes Wesen nicht spürbar ist in dem Moment. Oder höchstens, oder nicht nur höchstens, sondern, das haben wir mit großer Freude erfahren von unseren Freunden, durch diese schriftlichen Niederlegungen, die Amaryllis euch ja gemeinhin übermittelt, werdet ihr genauso angesprochen durch dieses Medium mit unseren geistigen Impulsen. Wobei wir schon wieder einschränken müssen, daß die Worte, die Amaryllis bringt, ihr eigenes Produkt darstellen. Denn wir übermitteln ihr lediglich - das haben wir in dem letzten Vortrag sehr genau definiert - wir übermitteln ihr nur den geistigen Inhalt dessen, was wir euch übermitteln wollen. Und dieses Medium versucht, aus der latenten oder auch oberflächlich greifbaren, aus dem Fundus ihrer Sprachkunst ein entsprechendes oder aquivalentes Begriffssystem herauszufiltern. Das wir dann als treffend eruieren können, dadurch, daß wir im umgekehrten Falle aus diesem Wort und der Meinung, die dieses Medium von diesem Wort hat, ablesen können, was dieses Medium meint, und wir würden es auch korrigieren, wenn hier eine Formulierung gefunden werden würde, mit der wir nicht konform gehen können mit dem, was wir sagen wollen. Wir hoffen, daß ihr versteht, was wir meinen. Sonst bitten wir euch, uns zu unterbrechen - jederzeit.

Also - ein Wesen, das geboren wird, hat ein Ziel vor sich. Entweder für sich selbst, oder als passives - “passives Ziel” kann man eigentlich nicht sagen... hat sich eine Aufgabe vorgenommen, eigentlich als ein Instrument, als ein Werkzeug zu fungieren, das nur tut, ohne den Impuls selbst aufzurufen (ja so ist es richtig, Amaryllis).

Unsere Freundin spricht von sieben “Archetypen”, wie sie sagt, oder geistigen Stufungen. Die Zahlen, haben wir gesagt, sind sehr mit Vorsicht zu gebrauchen. Denn in der Ewigkeit gibt es keine Zahl. Es gibt nur ein Schwingen, eine Schwingung, ein geistiges Vibrieren, und so sind diese Stufungen, von denen du sprichst, zwar vorhanden, aber nicht mit Zahlen zu belegen. Du, mein liebes Kind - wir haben den Eindruck, daß du ein sehr offenes Menschenkind bist, das sich orientiert auch in der Literatur eurer Zeit, und so haben wir keine Scheu, auch Dinge zu sagen, die du vielleicht auch noch überdenken solltest.

Ein Wesen sagt, zu was für einem Archetyp gehöre ich? Zum mindesten zu einem Wesenstyp, der sich sehr bemüht, sich selbst zu durchleuchten, zu erkennen, seinen In-Punkt oder seinen Impf-Punkt herauszufiltrieren aus dem Geflecht oder der Vernetzung
(kleiner technischer Zwischenfall)

...dieses Wesen, also du in dem Fall, interessierst dich, sehr zu Recht, das ist sogar ein Muß, für dein eigenes Umfeld, für deine Wirkung auch auf andere, speziell in diesem Fall auf deine Familie. Du interessierst dich für deine Veranlagung und für die Gründe, Warum du dich entschlossen hast, zu dieser Zeit, in diesem Volk, bei diesen Eltern dich gebären zu lassen - oder bei dieser Mutter zum mindesten, und in dieses Corpus einzuziehen als ein freies Seelenkind mit einem freien Entscheidungsradius, um hier in dieser sehr schweren Schulung eines inkarnierten Wesens zu versuchen, zu wirken, sich selbst zu werden im Ideal.

Wir glauben, daß wir diese ganz hohe Anforderung an dich anlegen dürfen. Wir könnten uns vorstellen, daß es andere Wesen gibt, die eine solche Formulierung gar nicht durchdenken können, verstehen können. Oder die sich zurückziehen auf die Offenbarungen der Priester, die gewisse Leitlinien wiederkäuen - aber Amaryllis! (in vorwurfsvollem Ton). “Aber das hast du doch gemeint!” Aber doch nicht mit solchen Worten! (Ami sagt für sich “wiederkäuen”... wiederholen...) - nein, nicht wiederholen. Sondern Aussagen blindlings übernehmen, die sie möglicherweise nicht einmal selbst aus dem Urtext übersetzt haben, sondern aus irgendeiner sanktionierten und abgesegneten Veröffentlichung übernommen.

Aus eurer Unterhaltung schließen wir, daß du als denkendes Wesen und als selbständiges intellektuelles Wesen dich keineswegs einmal verschließest auch den - ich will jetzt einmal sagen “Offenbarungen” eurer Bibel, warum denn nicht. Aber du nimmst dir die Freiheit, das honorieren wir mit großer Bewunderung und mit Akzeptanz - du denkst diese Dinge durch und machst auch Fragezeichen, und enthüllst manche Unlogiken zum Beispiel, haben wir das Gefühl, aus euren Gesprächen herauszufiltrieren; und hast auch übernommen, im Moment einmal, in Erwägung gezogen, diese Siebenteilung der Archetypen. Und die Charakterisierung gewisser Mentalitäten nach gewissen Merkmalen. Die Schwierigkeit für uns besteht natürlich darin - wir kennen dich zu wenig. Aber aus deiner Aura können wir doch recht viel extrahieren. Jedenfalls für uns selbst. Ob das für dich effektiv sein wird, das wissen wir nicht. Und wir möchten dich sehr herzlich bitten, jetzt das, was ich als Sideon sage, nicht als Offenbarung anzusehen, die du zu übernehmen hast, nicht als ein heiliges Wort aus der Bibel - sondern das ist meine Ansicht, die ich von dir habe. Und ist die Zeichnung der Silhouette, die sich mir in deiner Erscheinungsform bietet. Es ist also durchaus in der Gegebenheit, daß Dai oder Brahma oder Lin Sánjana etwas anderes in dir sieht. Nämlich man kann nur in einem Wesen das erblicken, für das es selbst einen Spiegel darstellt. Ich kann nur das aus dir herausfiltrieren, das in mir einen Spiegelgrund findet, und umgekehrt. Das ist eigentlich leicht verständlich. Man kann sich nur etwas vorstellen oder etwas umschreiben, das in dir selbst Bild ist, oder Spiegel. Ja so ist es.

Deine Farben changieren für mich, für mein Empfinden zwischen - “Farben” darfst du nicht direkt als eine Farbwelle betrachten aus euren physikalischen Büchern. Sondern Farben sind für mich Erlebnisse. Sind für mich Liebeserklärungen sozusagen. Etwas das mich anspricht, oder natürlich auch abstößt, je nachdem. Was mich an dir anspricht ist einmal die große Ehrlichkeit, und das Bemühen, auch sich selbst nicht zu belügen, sondern sich selbst standzuhalten. Das ist ungefähr das Schwerste, was einem Menschenkind auferlegt werden kann: sich selbst ungebrochen in einem Spiegel zu sehen. Und es ist einem Menschenkind gar nicht erlaubt, bis in die letzten Konsequenzen sich selbst zu erkennen. Aber bis zu einem gewissen Grade kann ein jedes Wesen feststellen: das bin ich. Und die Leitlinie, die dich immer führt, der Weg, wollen wir einmal sagen, die Straße das ist - wir wiederholen uns immer wieder - es ist wirklich die Liebe und die Liebesfähigkeit zu dir selbst auch. Es ist ganz falsch, sich selbst nicht lieben zu wollen. Warum? Warum wollt ihr euch geißeln, da ihr doch ein Gottes-Ebenbild seid? Das verstehen wir nicht.

Ein Wesen ist ein Sproß aus der Blumenwiese Gottes und sollte sich selbst auch lieben und akzeptieren. Wir sehen in dir die Farbe Gelb. Ein wunderbares Sonnengelb, das wärmt, das erleuchtet - sich selbst, und auch versucht, auszustrahlen auf seine Mitgeschwister. Und auch die dunklen Kurven, die dunklen Wegbiegungen zu erleuchten, indem man den Mut aufbringt, auch eine Kurve zu nehmen, von der du nicht weißt, was hinter ihr auf dich zukommt. Das ist ein inneres Vertrauen auf dich selbst und auf dein göttliches Ideal. Diese Angst, von der du sprichst, wird sehr hochgezüchtet, auch von euren Priesterschaften. Warum hast du Angst? Amaryllis hat in ihrem letzten Vortrag gesagt: “Ich bin aufgewachsen ganz ohne Furcht. Aber jetzt habe ich Angst! Ich habe immer Angst.....”

Und sie hat auch Angst. Das fühlen wir ja mit und leiden es mit. Es ist aber eigentlich nicht die Angst für sich selbst. Sondern es ist die ganz große Sorge um eine Entwickelung in eurer Welt, die sie natürlich von ihrem Standpunkt aus und ihr von eurem als euch direkt betreffend erlebt. Das ist falsch.

Eine jede Zeit, eine jede Epoche auf diesem Planeten hat ihre eigenen Ängste, hat ihre eigenen Möglichkeiten, diese Ängste zu neutralisieren, und hat ihre eigenen Heiligen sozusagen, die diese Sonnenkraft ausstrahlen, um zu sagen: “Warum fürchtest du dich?” Aber es ist vom menschlichen Standpunkt aus durchaus einzusehen, daß ihr im Augenblick von eurem Standpunkt aus von Furcht erfüllt seid. Wie es in früheren Zeiten, ihr könnt es immer nachlesen in sämtlichen philosophischen oder religiösen Werken, oder auch in der Dichtung, in der Lyrik: Die feinnervigen Menschen haben immer Angst gehabt. Denn die Angst ist ein Stimulans, um deinen Mut zu stählen und dein Vertrauen aufzubauen. Ganz gleich, aus welcher Ecke diese Angst auf dich zuspringt.

Amaryllis hat einen merkwürdigen Traum gehabt vor drei Tagen. Sie ging die König-Straße - das ist ein sehr doppelsinniges -mindestens doppelsinniges Bild - sie ging die König-Straße entlang auf den Haupt-Bahnhof zu, wo die Züge abfahren nach Zielen, wo die Schienen ihren Abfahrtstermin wahrnehmen. Sie suchte nämlich ihr Zuhause und wußte nicht mehr genau, wo die Straße war, die abzweigt von der König-Straße. Es war eine, oder sogar die letzte vor dem Haupt-Bahnhof, wo die Züge abfahren.

Und sie ging nicht in die Straße, sondern in ein riesiges schloßartiges Gebäude aus sonnenhellen Steinen. Aber die Innenmauern bestanden aus Ruinenstücken. Aus Putten und Engeln, hat sie gesagt. Es war alles aufgeräumt, aber sie sagte: “Ich glaube, den Verantwortlichen ist das Geld ausgegangen zur Restauration...” Da hat sich eine Tür geöffnet, und ein steinerner Mann in sonnengelber Aura trat heraus, und Ami hat sich gefürchtet. Und dachte, jetzt gehe ich lieber wieder hinaus. Und als sie die Tür geöffnet hat einen Spalt, sagte diese Statuette:

“Laß die Tür etwas offen, damit mehr Licht hereinkommt!”
Und dann ist sie aufgewacht.

Mein liebes Herz! Wir legen dir sehr anheim, laß die Tür etwas offen, daß Licht hereinkommt! Warum quälst du dich mit Siebenzahlen! Warum quälst du dich mit Aussagen, die aus Quellen kommen, die du gar nicht überblicken oder rechtfertigen kannst? Eine Aura wie die deine in den Farben dieses wunderbaren Schlosses ist für uns Zeichen der Unvoreingenommenheit, der Fähigkeit, dieses Licht, das durch den Türspalt kommt, auf dich fallen zu lassen, und nur das erleuchtet zu bekommen, was du brauchst. Belastet euch doch nicht mit so vieler Literatur! Dasselbe könntet ihr natürlich sagen: “Warum spricht dieses Medium?” Das wird auch zu Literatur in dem Moment, wo es aufgeschrieben wird - das ist richtig. Aber wir glauben, es ist ein kleiner Unterschied, ob ihr hier ein Wesen sprechen hört, und Fragen stellen könnt, oder ob ihr ein redigiertes Buch lest, das vielleicht auch nur geschrieben worden ist, um Geld zu verdienen. Es klingt etwas hart, aber überleg dir das einmal.

Ihr spracht von den Steinen. Selbstverständlich - für uns ist überhaupt die Materie nichts als Schwingung und das ist sie auch. Geist. Eine geistige Schwingung, die nur in der Betrachtung eines Menschenwesens sich als Hartmaterie anfühlt. Aber auch eine Hartmaterie hat Heilstrahlen, das hast du selbst gesagt. Hat - zum mindesten in dem Moment, da du einen guten Glauben hast an die Schönheit, an die Härte, an die Maserung und an das Göttliche eines Steines - in dem Moment ist er dir auch hilfreich.

Du sagst, es gibt auch negative Strahlung, aber das fühlst du ja. Und dann ist es dir angemessen, die Tür zu schließen, um diesen Stein nicht erleuchten zu lassen. Denn für dich zählen nur die Sonnensteine. Warum ist dieses Innenfeld, oder diese Innenwand aus Trümmern aufgerichtet gewesen - aus der Barockzeit, hat sie gesagt. Warum? Es gibt eine wunderbare Sonnenmauer, die dich schützt. Die aus den Trümmern der Irrtümer besteht. Die aus den zerschlagenen Mauern besteht, die du eingerissen hast. Die deinen Horizont eingeengt haben, die dich verdunkelt haben, die dich getrennt haben von der sonnigen Ebene, zu der du gehörst. Und aus diesen Trümmern wirst du eine herrliche Wand aufbauen gegen deine eigene Angst. Ob es die siebte Angst ist oder die dritte - das ist ganz gleichgültig.

Was du allein brauchst, ist Freundschaft und Liebe, deiner Familie und auch der jenseitigen Welt. Und ein Wesen, das so sich aufgeschlossen hat, den Spalt geöffnet dieser Tür, damit Licht hereinfällt - ein solches Wesen erhält auch Hilfe aus der jenseitigen Welt. Das brauchen gar nicht wir zu sein. Aber vielleicht sind wir in diesem Mauerwerk ein kleiner Baustein, der deinen Tempel aufbaut...

Wir reden gerne in Bildern und freuen uns, Gebäude aufzurichten aus Liebe und aus Schönheit. Und wir hoffen, daß du nicht enttäuscht bist, daß wir dir nicht eine Antwort geben können, zu welcher Sphäre, zu welchem Archetypus gehöre Ich? Du bist ein Sonnenkind. Genügt dir das nicht? Und ein Sonnenkind kennt nur die Sonne und braucht alles andere nicht. Und ein Sonnenkind, das strahlt, wird auch geliebt. Von seiner Familie akzeptiert, von seinen Freunden geachtet, und gesucht auch. Und in diesem Atemzuge übrigens möchte ich als Sideon und im Namen meiner Freunde - möchten wir uns auch bei dir bedanken, daß du die Großzügigkeit besessen hast und besitzest, dieses Medium, das du gar nicht... du sagst, du hast es gekannt, aber Amaryllis hat sich nicht erinnert - ein Menschenkind hier sprechen zu lassen das du jedenfalls von dieser Seite nicht gekannt hast. Das ist ein Vertrauensvotum, das wir sehr honorieren müssen! Und es steht mir absolut an und zu, diesen Dank für dich zu überreichen.

Ich werde dir sagen, zu welchen Archetyp du für mich gehörst: Du bist das Urbild der Abendsonne. Du bist das Urbild der Abendsonne, die leuchtet und vergoldet, ohne zu blenden und ohne zu verbrennen. Sie ruht auf dem Wasser wie Gold und Silber und in ihrem Spiegel wirst du dich erblicken können als Abendstern. Wie schön! Amaryllis übertrifft sich übrigens selbst mit ihren Worten. Ich muß mich wundern. Sie spricht wie ein Gedicht.

Ami sagt: “Ich fühle mich auch so, Vater und Mutter. Es ist so schön hier! Ich möchte nie wieder aufwachen müssen! Nie wieder! Ich sehe etwas ganz anderes in unserer Freundin...”

Was siehst denn du? “Ich sehe etwas ganz Sonderbares. Das ist nämlich ein Kristall. Und der Kristall ist geschliffen in tausend Facetten! Und jedes Strählchen, das diesen Kristall trifft, erkennt sich selbst darin. Das ist das Schönste, was ein Menschenkind erringen kann - finde ich. Ich möchte ein Kristall sein, in dem die Menschen sich auch erkennen können. Das wäre glaube ich das Opfer wert... ,Opfer' habe ich eigentlich nicht sagen wollen. Aber daß ich den Schmerz des Leben-Müssens noch weiter trage wie einen solchen Kristall um meinen Hals, eine Kette. Aber eine Kette ist etwas Schweres. Ich freue mich, daß ich hier sein darf. Ich bin überhaupt kein Archetyp. Ich bin eigentlich nur ich. Und ich weiß nicht, wer ich bin. Aber das weiß ich: Wenn der richtige Sonnenstrahl mich trifft, dann werde ich leuchten! Und dann werde ich sprechen und keine Angst haben - das weiß ich bestimmt! Ganz gleich, wer mich anspricht - ich werde sprechen ohne Angst und werde eine Zunge haben wie ein Schwert! Ich weiß zwar nicht genau, was das ist, aber ich werde gut sprechen können! Und ich bin glücklich! Und ich sage euch adieu, und gute Nacht! Und jetzt will ich aufwachen!”

Amaryllis wacht abrupt auf.

Ende der Durchsage

Frau Hendess spricht noch über sich selbst, ich weiß nicht mehr genau, vielleicht von irgendeiner Erfahrung in ihrer Jugend. Jemand aus dem Kreis hat dies aufgenommen, es wird also noch nachgeliefert. Später, als wir noch mit Familie Hendess in der Weinlaube saßen, sah ich plötzlich auf dem T-Shirt von Gabi Hendess die Worte für Sonne in verschiedenen Sprachen - “Sun, soleil” etc. und das Bild einer Sonne. Dies hatte ich zuvor überhaupt nicht wahrgenommen, bei meiner Unterbegabung für Kleider anderer Leute.

Frau Mieke hat ihre eigene Kassette übersandt mit der Fortsetzung im Gespräch:

G. H. sagt:

Als Sideon mit diesem Goldstrahl kam, da habe ich mich erinnert, daß mir jemand sagte, daß ich mit diesem Strahl mit meinem Vater zusammen, der denselben Strahl hat wie ich, kommunizieren kann. Wenn ich nur an diese Farbe denke, komme ich mit ihm in geistigen Kontakt. Sie hat dann gesagt, sie spürt, daß er da ist. Mir lief da richtig ein seltsamer Schauer - ich wußte, daß es einfach nicht mehr so war, wie es vorher war. Und ich weiß auch, wenn ich Probleme habe, wenn ich an meinen Vater denke, dann ist er einfach für mich da, in irgendwelcher Weise, die für mich verfügbar ist. Zum Beispiel in Träumen. Dann habe ich Träume, die dann genau so eintreffen. Wahrträume oder präkognitive Träume.

Nicht nur das. Dann kommt das von allen Seiten, wie wenn das sternförmig auf mich zukommt. Dann trifft mein Mann jemanden, der zum Beispiel weiß, daß mein Vater einmal irgendwann zu ihm das und das zu ihm gesagt hat, und das passiert alles in einem Tag. Das ist so wahnsinnig, daß ich ganz bestürzt war, wie die das damals zu mir sagte. Und ich wußte auch, daß im Endeffekt zu meinem Vater eine ganz besondere Beziehung besteht. Und ich wußte auch damals genau, an welchem Tag er stirbt - ich wußte es einfach. Und mit dem Tod sozusagen habe ich begonnen, über diese Dinge nachzudenken. Ich war vorher eher oberflächlich... (Baumann meint, daß diese sog. “Oberflächlichkeit” auch ein Symptom der Jugend sei, oder des täglichen Aktivseinmüssens). Obwohl der Arzt sagte, das kann noch lang dauern, da er ja wochenlang im Koma lag. Ich wußte einfach, heute Abend muß ich da sein... Es war jedenfalls für mich schön, von dem “gelben Strahl” zu hören...

Frau Baumann spricht vom sog. “Synchronizismus”, wie C.G. Jung es bezeichnet. Daß Dinge, die jetzt hier in der Praxis passieren, übereinstimmen mit Dingen, die da draußen grad passieren oder in der Weltgeschichte, oder innerseelische Erlebnisse. Natürlich kann man das nicht herausfordern. Aber in letzter Zeit ist mir das dermaßen oft passiert. Das sind oft Lächerlichkeiten! Aber das ist dermaßen komisch. Und daß man plötzlich intuitiv etwas tut, wo du eigentlich nicht durchgedacht hast, aber genau in dem Moment paßt das zu dem - das paßt einfach alles zusammen. Das ist alles so vernetzt, als ob das alles so sein müßte!

A. M. sagt: Da kommt unser Spruch: “Es gibt keine Zu-fälle”.

Baumann sagt: “Ich bin jetzt selber gespannt, was ich gesagt habe”. Und Angela Mieke kommentiert: “aber gewalttätig aufgewacht!”

G. H.: Ich finde das aber gut. Man ist wirklich fixiert. Wir überdenken das dann schon hin und her, diskutieren und analysieren, kann das sein; oder wie oder was. Wir versuchen, uns zu analysieren, wie der eine auf den andern wirkt...

A. M.: Das ist ein guter (?) Anruf (?) - “du, wie siehst du mich als Ehemann? Wie siehst du mich als Mutter?...”

H.: Eben, das ist nämlich interessant von meinen Kindern gesehen. Weil man sich selber manchmal irgendwie versteckt.

Baumann: Man will ja auch vielleicht anders gesehen werden. Drum verstellt man sich auch.

Herr M.: Hast du denn den Eindruck, daß beide Fragen aus so unterschiedlichen Ecken sind, und im Endeffekt zum gleichen Kern führen? Wir beschäftigen uns wahrscheinlich zu häufig im Kanal-Tunnel drin ...

Die Diskussion schlägt hohe Wellen. Man spricht über die zeitgemäße Literatur über derartige Themen. Unsere Eva Hempel zieht das Fazit: Ich hab das Buch dann weggelegt, weil ich mich gefragt habe, was bringt mir denn das (wenn ich weiß, zu welchen Typ ich gehöre)?

Herr M. meint, die Psychologie habe entdeckt, daß er zu den zwanghaften Typen gehöre, und nun fragt er sich: Was habe ich eigentlich davon?

“Zwanghafter Typ” = jemand, der die Veränderung scheut. Der zwanghafte Wunsch, die Dinge mögen so bleiben.

Ich schenke mir, sämtliche Einwürfe zu registrieren. Es wimmelt von Einwürfen und Zitaten, zuweilen auch gleichzeitig, wie das bei temperamentvollen Menschen halt so geht. Von der Hackordnung bis zur Mathematik-Aufgabe unterm Nußbaum.

Baumann meint, daß die Tiere diese Eigenschaft auch hätten und ihr “Hausgerüchle” lieben und verteidigen.

Frau H. meint: Die ganzen Bücher regen mich zum Denken an. und zum Diskutieren, um miteinander irgendwie auf eine Reihe zu kommen und zu überlegen, wie siehst du mich, wie seh ich mich. Bei uns wird das knallhart präsentiert. Und ich finde das sehr gut.

Baumann meint, das sei aber auch nur eine Anschauung und eine Meinung.

Und E. meint, sie würde sich eine derartige “knallharte” Diskussion gar nicht erlauben wollen mit ihren Kindern.

Ja, Kinder! Das Denkenmüssen ist wohl die Crux der Bewußtwesen Mensch. Die Tiere sind da begnadet und es wäre schon, in das Fell eines Eichhörnchens schlüpfen zu können. Wenn ich noch ein Schlußwort anfügen darf: Erstens ist es besser, zu diskutieren als sich den Schädel einzuschlagen. Andererseits kann das auch zur Manie werden. Wie immer sind Maß und goldener Mittelweg das Erstrebenswerteste. Und schlußendlich möchte ich mich bei der Familie Hendess recht artig bedanken für ihre Gastfreundschaft und Bereitschaft, Amaryllis einmal hier in Grünkraut sprechen zu lassen. Das wär’s -

12. Juli 1994

Mechthild Baumann