Ohne Titel 2

AMARYLLIS

Aus dem Schaum über der Welle Mitternacht geboren
sah ich ragen die Verheißung im kreisenden Baum.
Seine Wurzeln ankern in der versandeten Kapelle,
aber seine Glocken blühen immergrün.

9.7.1988

Ich wünsche mir ein blaues Garn aus Ultra-Marin.
Im Klostergarten blaute so vergessen die Glockenblume.
Ich werde sie pflücken aus dem Ave-Läuten
und werde sie pflanzen in meinen Orgelton.
Aus meiner Arkade tritt der Morgenstern
und aus meinem Abendschatten löst sich das Bild.

Feines Garn findet den Weg in das Wappenschild.
Dort will ich pflanzen die stumme Tönung.
Aus meiner Farbe Blau verschenke ich das Geläut
an den immergrünen Sandelbaum.

21.7.1988

Aus der Schrift im Akkord der verborgenen Lautung
höre ich das Tamburin im Schlag deines Herzens.
Vergiß die beschriebenen Tafeln des
raumumbauten Geviert!

Die Freien sind die Glocken im eigenen Guß
im Atem der allbewegenden Kreisung.
Du selbst erwächst in der angestammten Beweisung
im treibenden Auge am siderischen Gesicht -

deines
Spiegels