frageloses Sanctu

AMARYLLIS

15.7.88

Die Trägheit ist nicht gleichzusetzen der nabatäischen Verharrung
im Stadium der meditativen Orientierung im verwirrenden Nachrichtensystem
der Informationen. Es ist notwendig, strengste Maßstäbe
anzulegen an die Qualität und das Schaubild, das sich manifestiert
aus der abstrakten Schwingung in das faßbare Trägermaterial des
augenblicklichen Standards deiner Ausdrucksmöglichkeit. Wir
wollen heute aufgreifen den Faden im Geflecht der verworrenen
Auslegungen aus dem Bereiche des irrationalen “Anderen”, das seiner
Natur nach weder erklärt noch identifiziert, weder erzwungen
noch niedergezwungen, weder angenommen noch abgelehnt oder negiert
werden kann; dieser Eingriff in das geistige System trägt unverwechselbar
dein Gesicht im Angesicht des Unbewiesenen.
Gute Nacht (2 Uhr)
Freiheit im abstrakten Inbegriff widerspricht automatisch einer Reglementierung,
einem Dekret, dem Zwang autorisierter Vollzugsorgane
und erst recht der Entmündigung eigenbewußter Schau und
Empfängnis. Das Geschenk der absoluten natalen göttlichen Würde
im Spiegelgrund der unsterblichen Selbst-Erkenntnis des Teiles im
Vollkommenen erfährt erst lebendiges Echo im mystischen Verlöschen
der An-Sicht in das “fragelose Sanctus”.
Alle Bilder münden zuletzt in die Auflösung im Urlicht. Alle Worte
erinnern sich an die verlorene Deutung im Über-Einstimmen. Alle
Auslegungen sind taub, und alle frigiden Hülsen Täuschung. Was besteht,
blüht aus der freigeborenen Gebundenheit in die kreisende
Idee.

18.7.1988

Bilder sind die Gradmesser für das Eigen-Kunstwerk einer aphroditischen
Welle, aus der sich löst das Eigenblut in die Vorstellung.
Aus deiner Welle blutet das bildgewordene Wort einen wedischen
blauglocken-blauen Ginsterbaum.