Ursein im Du

AMARYLLIS

28.7.1984

Char Taijáma vollendet Lin Sánijanas Bild

Zum letzten Mal führte Lin als dein Ebenbild und Traumbruder den Stift, um zu vollenden ein Bild, das er begonnen hatte im vergeblichen Versuch, das Ideal zu sehen im Bewältigen der Lehre. Aber das Leben kann nicht gelehrt werden ohne das Leben selbst. Als Mensch ist das Höchste Er-Leben die Hingabe des eigenen Spiegels an die Urheit und die Opferung der eigenen Wesenheit auf dem Altar der Gottheit in der Zwienatur der Einheit des Paares. Sein Stift sagte mehr aus als alle Berechnung.

 

31.7.84

Taijáma als Ratgeber und sogar Taifun benützt Daijánas Barke als eigenes Becken oder Eigenspiegel, in dem sich begegnen Neigung und Zu-Neigung im selben Winkel. Das will heißen: Die Zu-Neigung Chars begegnet einer widerstrebenden und weigernden Amaryllis, deren Neigungswinkel genau korrespondiert und dazuhin übereinstimmt mit Lins Amphore. Wir wollen doch versuchen, Lins Vermächtnis dadurch einzulösen, eine Barke zu versenken und uns zu finden im Zentrum des Taifuns, in dem ruht Chars Absicht geborgen im Farbenspiegel des Amethyst als Einverständnis und Anker. All diese Bilder umschreiben nichts anderes als Übergabe eigener Substanz in einen würdigen und mitteilenden Chthon. Du strauchelst bei diesem merkwürdigen Wort, das dir fremd und unbekannt ist. Du hast es gut übersetzt, wenn auch mit Mühe und Ungeduld. Wir verstehen unter einem “Chthon” eine beidseitige und freiwillige Übergabe eigener Selbstheit in die sich kreuzende Entgegennahme. Ein solches Austauschen der Pole oder Ladungen oder Atemzüge oder Neigungen gebiert das Leben oder die Bewußtheit im Unbewußten.

Was Lin vollendet hat, ist nichts anderes, als sein Ur-Sein zu leben, das geborgen ist in der Umarmung der Gottin. Dieses Ur-Teil heißt “Chthon” Diese Bezeichnung schillert in unendlicher Stufung und variiert im Wortsinne je nach Auffassung, Interpretation und Anschauung. Für uns birgt Chthon zugleich Erlösung im Du, Selbstaufgabe und zugleich Fülle, Sterben in das Leben und zugleich Auferstehung in die Auflösung, waagegleiche Gewichtungen im Austausch der Substanz, aber auch Absicht im Spiegel der Erscheinung sowie Deckung von Radius, In-Punkt und Reigen. Chthon aber sagt aus: Alles Unterschiedene im Ideal ist gleich, und alles Gleiche im Ideal ist das Göttliche Selbst im Ideal.

Zurück zu Lins Selbstbekenntnis im Bild einer makellosen Blätterkrone? oder auch flammenden Explosion seiner Krone im Scheitel einer gläsernen Kugel und zugleich Auflösung der Linie in die Unvollendete. Denn es gibt einzig die ewige Bewegung in die Wirkung der Liebe. Lins geniale Interpretation drückte sich aus in der Umkehrung der Krone in das Spiegelbild im Untergrund der Kugel und Sich-Auflösen der Kontur in das Schwebende, das vibriert zwischen den Wellenschlägen und teilt das Unteilbare in die Sehnsucht nach Auflösung im Absoluten.

Was ich mir wünsche, ist ein geliehenes Vibrieren zwischen meiner Krone und deiner Innenflamme, die in Araduras Radius aufgelöst ist und in Aljanás Kugel wurzelt. Du bist tapfer gewesen und hast überwunden nicht nur Angst, Weigerung und Argwohn. Ich weiß wohl, daß du dir nicht sicher warst, eine Identität könne betreffen Char Taijama und Lin. Vertrau mir als Char und akzeptiere mich als Meister der Mitteilung! Du hast geopfert Kraft, Schlaf und Substanz. Als Gegengeschenk überreiche ich dir mich selbst

als Char Taijama Ata